Happy Bees: der bienenfreundliche Balkon

Seit einigen Tagen summt und brummt es in meinem Kopf – meine Gedanken kreisen vor lauter Aufregung um ein einziges Thema: Bienen. Die Beute steht, ich verschlinge alles, was mir an Büchern und Artikeln über die gelb-schwarz-gestreiften Wesen in die Hände fällt und doch bin ich noch im Stand-by-Modus. Bis es auch in unserem Garten summt und brummt dauert es nämlich noch ein wenig, die Schwarmzeit der Bienen beginnt erst in diesem Monat. Damit es den kleinen Insekten so gut wie möglich geht, ist es – nicht nur jetzt – wichtig, dass ihnen ein ausreichend großes Futterangebot (oder auch Trachtquellen wie es bei den ImkerInnen heißt) zur Verfügung gestellt wird. Wie man das macht? Durch eine reichhaltige Balkonbepflanzung – die nicht nur im Frühling besonders hübsch blüht, sondern auch im Sommer und Herbst für eine reichhaltiges Angebot an Nektar und Pollen sorgt. Welche Pflanzen da am besten geeignet sind und was es zu beachten gibt? Darüber habe ich mich mit Eva und Philipp unterhalten, die auf Ye Olde Kitchen über alles bloggen, was in ihrem YOK-Garten, einem veritablen Stadtdschungel, passiert.

Eva und Philipp von yeoldekitchen.com
Eva und Philipp von yeoldekitchen.com

{Julia} Welche Pflanzen sind denn grundsätzlich bienenfreundlich?

{Eva & Philipp} Wichtig für einen bienenfreundlichen Balkon sind ungefüllte Blühpflanzen, damit die Bienen gut an die Pollen und den Nektar gelangen. Die Blühpflanzen sollte man so ausgewogen wie möglich kombinieren, damit immer eine Nahrungsquelle für die Bienen bereitsteht. Wir lassen deshalb im Frühling gern den Löwenzahn in den Balkonkästen blühen. Je nachdem wie viel Platz ihr zur Verfügung habt, sind Beerensträucher wie Johannisbeere oder Stachelbeere und auch Obstbäumchen ebenfalls eine wichtige Nahrungsquelle im Frühjahr. Im Sommer könnt ihr aus dem Vollen schöpfen, am besten ihr verwendet viele heimische Arten. Wir säen und pflanzen in unsere Töpfe beispielsweise Klatschmohn, Ringelblumen, verschiedene Nessel- und Salbeisorten und für den Herbst Sonnenblumen und Schmuckkörbchen.

Fotograf: Callum Cockburn

Welche Pflanzen würdet ihr für sonnige Balkone und welche für schattige Balkone empfehlen?

Für den Balkon eignen sich Kräuter am besten, denn sie versorgen Bienen und Balkonbesitzer gleichermaßen.
Auf sonnigen Balkonen empfehlen wir Thymian, Bohnenkraut, Strauchbasilikum, Oregano und die Kombination aus ungefüllten Rosen mit Lavendel und Salbei. Unser aktueller Liebling, die Duft-Pelargonie, ist ebenfalls Bienenmagnet, Sonnenanbeterin und lässt sich gut in der Wohnung überwintern.
An schattigeren Plätzen gedeihen auch Kapuzinerkresse, Minzen, Melisse und Schnittlauch. Stauden wie Storchschnabel, Rittersporn, Fingerhut oder Lungenkraut fühlen sich im Schatten wohler und ziehen Bienen magisch an.

Fotograf: Matt Montgomery

Welche Tipps und Tricks rund um’s Blumenpflegen habt ihr? Die Pracht soll ja nicht gleich wieder eingehen!

Wie bei allen Pflanzen gilt: regelmäßig gießen und Staunässe vermeiden. Besonders an heißen Sommertagen muss man schon ab und zu morgens und abends die Gießkanne schwingen. Außerdem sollte man die verblühten Blüten ausputzen, damit die Pflanzen immer wieder neu austreiben und viele Blüten bilden.

Gibt es spezielle Anforderungen ans Düngen, wenn man einen bienenfreundlichen Balkon haben möchte?

Gedüngt wird bei uns auf dem Balkon sehr sparsam. Wir düngen mit Bio-Flüssigdünger von Mai bis September etwa alle 4-5 Wochen und geben ansonsten ab und an etwas Kaffeesatz oder Teeblätter in die Töpfe. Da wir versuchen nachhaltig zu gärtnern, vermeiden wir chemische Mittel komplett. Das kommt auch den Bienen entgegen. Als Gegenwehr für Blattläuse beispielsweise muss man dann eben auf die Hilfe von Marienkäfern setzen oder die befallene Pflanze entsorgen.

Fotograf: George Hiles

Was haltet ihr denn so von Insektenhotels für den Balkon? Für Wildbienen können die doch eigentlich ganz nett sein, oder?

Wir haben uns im letzten Jahr selbst an einem Insektenhotel probiert, das nun an einem Ende auf unserem Balkon angebracht ist. Bis jetzt haben wir allerdings noch nie ein Insekt dort entdeckt. Wir denken, es macht wenig Sinn Insektenhotels oder spezielle Wildbienenhäuser auf Balkonen anzubringen. Vor allem an kleinen Balkonen können Bienen und Balkonbesitzer sich in die Quere kommen.

Liebe Eva, lieber Philipp, vielen Dank für das Gespräch!

 

Ihr habt (so wie ich) nur einen kleinen Balkon? Oder hinter dem Fahrradständer einen kleinen Grünstreifen, der brach liegt? Oder lebt ihr, im Gegenteil zu mir, auf dem Land und genießt den Blick auf Eure Ländereien? Egal wie es bei Euch aussieht: Denkt doch ein wenig an Wild- und Honigbienen und setzt ein paar Pflänzchen, die das ganze Jahr über besonders viel Nektar oder Pollen produzieren ins Freie! Wer allerdings weder im Genuss von Balkon oder Garten ist, muss nicht auf (und das ist es nunmal) Umweltschutz verzichten und kann Blühpate werden.

Ihr seid auf der Suche nach Saatgut? Schaut doch einmal bei der Aktion „Blühende Landschaften“ oder der Seite des Bingenheimer Saatgut vorbei. Hier gibt es auch Übersichten, wann welche Pflanze blüht. Und der Vollständigkeit halber: Das sind hier natürlich keine Affiliate Links. Außerdem erhalte ich kein Geld dafür. Ich verlinke Mellifera, die Aktion Blühende Landschaften und das Bingenheimer Saatgut hier aus Überzeugung.

Alles Liebe!
Julia

  1. Ach wie schöööön. Hab Dank für diesen tollen Beitrag, ich liiiiiebe Bienen <3

    • Sehr gerne, Du Liebe! Hier wird es in Zukunft etwas mehr über Bienen geben, ich hoffe, dass da dann auch was für Dich dabei ist <3

    • Aber auf jeden Fall, ich liebe Bienen <3

  2. Ach wie schön der Post geworden ist <3 Vielen Dank dafür! Wir haben heute schon wieder vier neue Duft-Pelargonien gekauft und hoffen, den Bienen gefallen sie genauso wie uns.
    Viele Grüße
    Eva und Philipp

    • Ihr Lieben, ich hab Euch zu danken! Und nächste Woche kümmer ich mich um Pelargonien & Co, die Kräuter haben nämlich schon ihren Platz :)
      Viele liebe Grüße <3
      Julia

  3. Danke für die tollen Tipps! Nach dem Urlaub werden wir uns endlich daran, den Balkon neu zu bestücken! LG Karin und Torsten

    • Ich geb das Lob mal an Eva und Philipp weiter, ich bin ja auch eher Nutznießerin dieses Beitrags ;) Jetzt wird es ja auch richtig schön warm, also genau die richtige Zeit um sich um den Balkon zu kümmern.
      Liebe Grüße!
      Julia

  4. Liebe Julia,

    das ist ein wunderbarer Beitrag geworden!
    Dass mich Bienen und ihr Schicksal sehr beschäftigen (und das andauernd), konnte man ja ein bisschen an meiner letzten Buchvorstellung erkennen.
    Daher kommen mir die schönen Tipps gerade recht!
    Ich habe zwar keinen Balkon und auch keinen Garten – aber die Vermieter (wir haben eine Doppelhaushälfte zur Miete) haben gemeint, wir dürften den Garten mitbenutzen. Wenn das mal keine Einladung ist!
    Außerdem habe ich mir gerade überlegt, dass ich im Eingangsbereich vor unserer Haustür den Pflanzengarten eigentlich ausbauen könnte. Dort steht schon ein Basilikumstrauch und erfreut sich bester Gesundheit – ein paar mehr (Blüh-)Pflanzen kann ich dort ja eigentlich auch noch (hängend und stehend) unterbringen…
    Ich muss nur aufpassen, dass der Bienenverkehr nicht überhand nimmt, denke ich – aber der Beitrag hat mir gerade noch einmal Motivation zum Gestalten gegeben – danke dir! :)

    Liebe Grüße
    Jenni

  5. Kennst du schon „Die Geschichte der Bienen“? Ein Roman, der in drei verschiedenen Zeiten spielt, es geht immer irgendwie um Bienen und er ist wirklich ganz wunderbar, aber auch ein bisschen traurig… <3
    Ich achte hier auch drauf, immer schönes Futter anzupflanzen. Am beliebtesten ist bei uns immer Bergminze (nicht die normale Minze!), die blüht extrem lange und da ist immer die (Bienen-)Hölle los ;-)

    • Nein, das Buch kenn ich noch nicht, zwischen den ganzen Fachbüchern klingt das nach einer willkommenen Abwechslung. Danke für den Tipp Britta!

  6. Ach wie schön, liebe Julia! Und dass Eva und Philipp hier auch Tipps geben, ist gleich doppelt schön :) Schönes und wichtiges Thema, danke euch dafür <3

    • Da sag ich doch mal stellvertretend für uns alle: Vielen Dank und sehr gerne <3

  7. […] Warum genau sollte man selber mit dem Imkern anfangen? Die Menge an Bienenvölkern in Deutschland ist in den vergangenen Jahren stark gesunken. 2015 gab es etwa 700.000 Völker, eine Menge von 1,4 Millionen würde benötigt werden, um eine ausreichende Bestäubung sicherzustellen. Außerdem werden Imker immer älter, der Nachwuchs, der die Arbeit der Bienenpflege in den kommenden Jahren übernehmen kann, fehlt. Dabei denke ich, dass der Ansatz des Imkerns überdacht werden sollte: Anstatt auf Honigertragsmaximierung zu setzen, sollten die Tiere so gehalten werden, dass sie gesund und natürlich durch das Jahr kommen und so den Erfolg der landwirtschaftlichen Produktion ermöglichen. Werde ich mit dem Imkern anfangen? Vielleicht. Einen guten Standort hätte ich bereits. Und so lange ich mir noch nicht ganz sicher bin, bepflanze ich meinen Balkon zumindest bienenfreundlich. […]

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