Ich traf im Wald auf ein Schwein. Es war darüber genau so erstaunt wie ich. Es war ein kleines, kräftiges Schwein mit kurzen Beinen, in einem wunderschönen rosa, wie eben nur Schweine es tragen können. Nach dem empörten Quieken, das mich erinnerte hier noch nicht am richtigen Ort zu sein, setzte ich meinen Weg fort. Mit Schweinen hatte ich nicht gerechnet, es waren nicht die Tiere, auf die ich heute treffen wollte. Denn die Straße war gesäumt von kleinen schwarzen Röhren, die von den Bäumen herab hingen. Verschlossen waren diese Röhren mit halben Kokosnüssen und um sie herum schwirrte das Ziel meines Ausflugs: Honigbienen. Auf Bali findet man eine (immer geringer werdende) Zahl von Wildbienen und zwei Arten von Honigbienen, die ich mir gerne ansehen wollte. Zum einen die Apis Cerana, die östliche Honigbiene, die als ursprünglicher Wirt der Varroa-Milbe gilt. Und zum anderen die kleine schwarze Honigbiene Apis Trigona, eine stachellose Biene, die kaum größer ist als eine Fruchtfliege. Die runden Röhren, ihr könnt es euch vermutlich schon denken, sind die auf Bali bei Hobby-ImkerInnen üblichen Beutenformen. In diesen Beuten gibt es keine Rähmchen, natürlich auch keine Mittelwände. Hier dürfen die Tiere ihre Waben bauen, wie sie es möchten. Denn, und das hat mich am meisten überrascht, nicht nur die östliche Honigbiene wird hier zur Honigproduktion gehalten, sondern auch die Trigona.
Die schwarze Biene – Trigona
Im Vergleich zur Apis Cerana sind die Waben der schwarzen Bienen winzig. Gebaut werden sie, im Gegensatz zu den Waben meiner Honigbienen, aus Wachs und Propolis. Das Propolis ist aber nicht mit dem der östlichen oder westlichen Honigbiene zu vergleichen, denn die schwarzen Bienen mischen dem Propolis noch ein zusätzliches Sekret aus der Mandibel-Drüse bei. Das sogenannte Cerumen dient dazu, den Honig zu speichern. Häufig werden auch pflanzliche Fasern in die Waben eingearbeitet. Überraschenderweise sind die Waben schwarz und duften intensiv nach Balsamico-Essig. In den Waben reifen die Tiere nach der Eiablage der Königin einen Monat, ganz im Gegenteil zur Apis Cerana, bei der eine Arbeiterin 21 Tage, eine Drohne 24 Tage und eine Königin 16 Tage benötigt um zu schlüpfen. Ebenso bleibt das Nachfüttern der Larven aus. Auch der uns bekannte Bienentanz, in dem der Weg zu Futterquellen kommuniziert wird, gibt es bei den schwarzen Bienen nicht. Sie setzen Duftmarken um ihren Artgenossinnen den Weg zu Nektar und Pollen von Mangos, Guaven und Kokospalmen zu zeigen. Und diese Trachtquellen, auf die ich hier mitten im subtropischen Regenwald blicke, sind es, die einen weiteren extremen Unterschied zu meinen Bienen ausmachen. Der Geschmack des Honigs ist umwerfend!
Honig der Trigona
Der Honig der schwarzen Biene ist natürlich süß, geprägt von den Aromen der tropischen Trachtquellen, dabei gleichzeitig von kräftiger Säure. Durch die Lagerung des Honigs in den Cerumen werden die antibakteriellen Stoffe des Propolis an den Honig übergeben der somit auch als natürliches Antibiotikum und zur Wundheilung eingesetzt werden kann.
Geerntet wird der Honig bei beiden Bienen auf die selbe, ursprüngliche Weise. Die Waben werden aus den Beuten entnommen und gepresst. Bei der östliche Honigbiene wird bei der Ernte auch mit Rauch gearbeitet, bei der schwarzen Biene reicht es aus, das Gesicht zu schützen. Denn die kleinen Tiere verstecken sie besonders gerne in den Ohren, der Nase und dem Mund der ImkerInnen. Nach der Ernte wird der Honig 3 Monate stehen gelassen, damit sich der Honig von möglichen Verunreinigungen absetzen kann. Im Gegensatz zum ImkerInnen in Dadant, wo Honigraum und Brutraum getrennt sind und der Honig erst geerntet wird, wenn er reif ist, werden hier Honig mit hohem und niedrigem Wassergehalt, bebrütete und nicht-bebrütete Waben zusammen entnommen. Nicht alle – denn das wäre natürlich nicht nachhaltig. So kommen die ImkerInnen auf eine Menge von 500 Gramm Honig pro Jahr und Trigona-Volk, was natürlich in keinem Vergleich zu den Mengen steht, die auch HobbyimkerInnen in Magazinbeuten erwirtschaften können.
Das Bienenjahr bei über 30 Grad Celsius
Eine Frage, die mich besonders beschäftigt hat, war, wie das Bienenjahr verläuft, wenn es immer heiß ist. Wann schwärmen die Tiere, wann gibt es brutfreie Zeiten und wie läuft die Varroa-Behandlunng ab? Die Antworten sind dann doch naheliegender als gedacht. Die Bienen können das ganze Jahr über schwärmen. Beide Bienenarten sind Varronen gegenüber resistent und müssen somit auch nicht mit Ameisen- und Oxalsäure behandelt werden. Durch das ganzjährige Angebot an Blühpflanzen müssen sie nicht zugefüttert werden und scheinen auch sonst ein recht angenehmes Leben zu führen. Und dennoch ist die Artenvielfalt der Honig- und Wildbienen auf Bali gefährdet. Es gibt immer weniger Trachtquellen, da Anbau und Verkauf von Bauholz lukrativer ist als der Erhalt der biologischen Vielfalt.
Wieder zu Hause angekommen hab ich natürlich gleich bei meinen Bienen vorbei geschaut. Das Wetter lässt ja schon die ersten Reinigungsflüge zu. Im Gegensatz zum letzten Post sieht es zurzeit nicht ganz so gut aus bei meinen Bienen und ich hoffe, dass wir den Winter trotzdem gut überstehen. Die neuen Rähmchen sind nämlich schon vorbereitet und der unbändige Wunsch nach Wärme lässt mich hoffen, bald eine Durchsicht starten zu können. Mal sehen, wie es dann ausgeht mit uns.
Photo Credit: Honig-Bild von Lindsay Moe über unsplash.com
Liebe Julia, Danke für diesen so interessanten Beitrag über die Bienen, diese wunderbaren und bewundernswerten Tiere. Ich bin dir auch noch eine Antwort zu dem Bienenwachsbalsam schuldig. Er ist wunderbar! Ich habe ihn zusammen mit unserer kleinen Tochter angerührt und ihr erklärt was das ist und wie gut es ihrer (und unserer) Haut tut. Sie verlangt jetzt immer „Honich Biene Wax“ :-) Liebe Grüße von Hannah
[…] In meinem letzten Post habe ich ja schon eine gewisse Sorge um meine Bienen geäußert. Und wie es so ist, wurde aus der Sorge eine traurige Gewissheit, denn den Winter hat mein Volk nicht überstanden. Es war schon beim einwintern schwach, ein kleines Häuflein Bienenmasse das auf zu wenigen Waben saß, es hätte mir da schon klar sein müssen, dass uns eine schwere Zeit bevor steht. Und doch war ich optimistisch (oder naiv) und hoffte auf ein kleines Bienenwunder. Dabei fand es nur ein stärkeres Volk aus der Nachbarschaft wunderbar, dass mein kleiner Bien nahezu wehrlos auf weiter Flur stand und räuberten sie aus. Die Wächterbienen am Flugloch waren einfach zu schwach um sich gegen die eindringenden Bienen anderer Völker zu wehren und so konnten sich die Räuber wohl an den Futterreserven laben. Und so stand ich vor meiner Beute und fand sie komplett leer vor. Kein Tropfen Honig war mehr in den Waben, keine Biene mehr zu sehen – ein trauriger, wenn auch lehrreicher, Anblick. Und doch bleibe ich optimistisch und bin auch schon wieder im Besitz neuer Völker. Mit dem Vorteil, dass ich mit den neuen Bienen auch gleich noch einen erfahrenen Imker gefunden habe, der mir dieses Jahr hilft, Bienenwissen nicht durch Fehler, sondern durch Erfolge anzueignen. […]
hallo
schön von deinem bali bienen zu lesen – hat mich sehr fasziniert . ganz anders wie bei uns in deutschland . ja und auch bei uns sterben bienenvölker – das ist ganz natürlich und deswegen sollte man schon mehrere völker besitzen um so vorzusorgen bei ausfall .
mal sehen ob ich auch mal nach bali reisen darf in diesen corona zeiten .
also alles guete
pavitra