Manch einer fühlt sich zu gut. Zu gut, um die Arbeit zu erledigen, die sonst liegen bleiben würde. Zu gut, um den Geschirrspüler auszuräumen, der gerade fertig gelaufen ist. Zu gut, um zu grüßen. Sie sind sich zu schade dafür, die Dafür-werde-ich-nicht-Bezahlten. Und fühlen sich dabei gut. Dabei schadet es ja nicht, den eigenen Wert zu kennen. Sich wertschätzen, wenn es schon die anderen nicht tun. Den Körper, der uns jeden Tag treu zur Seite steht, wenn einen die anderen schon im Stich gelassen haben. Den Geist, der uns innewohnt. Damit man sich gut fühlt. Und nicht für die Tonne. Denn zu gut für eben diese sind viele Lebensmittel, die Tag für Tag in Supermärkten entsorgt werden. Weil sie den Ansprüchen all Jener nicht mehr genügen, die vergessen haben, dass der dumme Witz mit der krummen Banane nicht daher kommt, weil die gelbe Frucht 40 Jahre einen Bogen um die Ex-DDR machen musste, sondern weil Obst und Gemüse eben krumm und schief wächst. Und Dellen hat. Und noch lange nach dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums in einwandfreiem Zustand ist. So wandert vieles in den Müll, das aufwändig angebaut, geerntet, verpackt, transportiert und gelagert wurde. Lebensmittel müssen aber mehr Wert sein, weshalb ich froh bin, dass einige Supermärkte hier jetzt das anbieten, was sie wegwerfen müssten. Weshalb ich in den Besitz fünf einwandfreier Bund Radieschen gekommen bin. Und wenn das Leben Dir Radieschen gibt, dann fermentiere sie am besten. Denn mit ein wenig Ingwer, ein bisschen Chili, wird dieses kleine Gemüse zum echten Schatz, der das beste aus sich heraus holt. Und das beste, das darf heute für mich gerade gut genug sein.
Für ein kleines Glas (250 ml) fermentierter Radieschen braucht Ihr:
- 1 Bund Radieschen, gewaschen und halbiert
- 1 TL Salz
- 1 Möhre, in feine Streifen gehobelt
- 3 dünne Scheiben Ingwer, in feine Stifte geschnitten
- 1/2 Knoblauchzehe, fein gehackt
- 1 TL Gochugaru, koreanisches Chilipulver
Gebt 1 TL Salz über die Radieschen und lasst sie eine Stunde lang ziehen. Wascht die Radieschen dann mit Wasser ab und tupft sie mit einem sauberen Tuch trocken. Vermischt die Radieschen dann mit den Möhrenstreifen, dem Ingwer und der Knoblauchzehe und gebt 1 TL Gochugaru darüber.
Füllt die Radieschen in ein sauberes Glas und legt den Deckel auf. Lasst die Radieschen dann 3 Tage an einem warmen Ort stehen. Die Radieschen beginnen zu fermentieren und verlieren ein wenig an Farbe. Stellt die Radieschen dann in den Kühlschrank und verbraucht sie rasch. Ich verwende diese Radieschen zum Beispiel als Topping für Bibimbap oder für Salate. Oder esse sie mit dem Nach-der-Arbeit-Heißhunger direkt so aus dem Glas.
Was bleibt bei Euch meistens übrig? Wie verwertet Ihr Eure Lebensmittelreste? Und wenn Ihr mehr übers Fermentieren wissen wollt, schaut doch auch hier vorbei.
Habt einen schönen Sonntag!
Julia
Hallo Julia,
Das klingt sehr lecker. Verstehe ich das richtig, dass die Radieschen mit den übrigen Zutaten trocken ins Glas kommen und nicht wie sonst beim Fermentieren mit Salzlake bedeckt werden?
Liebe Grüße
Thomas
Hallo Thomas,
ja genau, durch das restliche Salz ziehen die Radieschen und die Karotten Wasser und der Sud entsteht so. Allerdings hält sich das fermentierte Gemüse so auch nur wenige Tage, nicht wie andere Fermente wochen- oder monatelang.
Liebe Grüße zurück!
Julia
Ich liebe ja fermentierte Raddieschen. Bei mir waren sie zuerst auch Abfallprodukt, weil viel zu viele wenn du nur das Grüne für den Smoothie willst. Inzwischen finde ich die fermentierten Raddieschen sogar besser als den Smoothie.
Ich finds total spannend, wie jeder da sein eigenes Rezept draus macht :) Deines ist wieder ganz anders. Meines bedeckt sie direkt mit einer Lake, dann durchsetzen die Lactobazillen das Gemüse besser, bzw der Säurecharakter gefällt mir einfach besser.
http://veganocen.blogspot.com/2019/01/radish-kimchi-fermentierte-radieschen.html
Vielen lieben Dank für den Link zu Deinen fermentierten Radieschen, das Rezept probier ich das nächste Mal aus! Die Radieschenblätter verarbeite ich gerne zu Pesto, Smoothies hab ich nicht so auf dem Schirm, auch weil ich gar keinen gescheiten Mixer habe ;)